PERFORMING EARTHSCAPE
23. Januar 2021
Ist es zeitgemäss, Künstler*innen einem neoliberalen Wettbewerb gegenseitig auszusetzen? Oder wäre es nicht deshalb sinnvoller, Förderinstrumente bereit zu stellen, die sich einer Biografie eines einzelnen individuellen Karrierenarrativ verweigern und auf ein Gemeinschaftserlebnis zielen?
In einer Zeit in der sich die Krisen zuspitzen, die Artenvielfalt bedroht ist, COVID-19 die Welt seit über einem Jahr in Atem hält und die Schneefallgrenze verschoben wird, um nur wenige zu Nennen, stellen sich die Fragen welchen kritischen Zonen1, wir in naher Zukunft entgegensteuern und welche hybriden Werkzeuge wir uns – Künstler*innen, Kurator*innen, Institutionen, etc. – bereitlegen, um eine wirkungsmächtige und gesellschaftsfähige Resonanz zu erzeugen.
Den Anspruch die Autorschaft einer einzelnen natürlichen Person zuzuschreiben erscheint in Zeiten des Hybriden und dem Stoffwechsel ausgesetzten, durchlässigen Akteur*innen fragwürdig. Im Sinne einer Rechtsprechung von Eigentum sind die Überlegungen nach einer klar lokalisierbaren Entität nachvollziehbar. Doch ist es nötig, der Kunstproduktion solche Parametern aufzuzwingen und zu unterwerfen? Oder ist es nicht erstrebenswerter eine Situation zu schaffen, die Lebensweisen erproben die viel mehr auf Erzählungen kollektiver Erfahrungen und Errungenschaften setzen?
Der grosse Denkfehler, wir Menschen stünden ausserhalb der Natur, bekräftigt die jetzige Erzählung des individuellen Wettbewerbs und des bedingungslosen Wirtschaftswachstums. Diese Narration wird uns in naher Zukunft die eigene Lebensgrundlage entziehen. Wir benötigen auch keinen Naturschutz oder Umweltschutz, sondern könnten anerkennen, dass es so was wie die Natur/Umwelt nicht gibt. Dem romantischen Landschaftsblick den Rücken kehren, für eine Biosphäre – diese dünne Gasschicht –, in der wir Lebewesen und Nichtlebewesen untereinander intraagieren2, systemisch verflechtet sind und mit 107.000 km/h gemeinsam durchs Universum rasen.
Damit liegt der Fokus auf soziale Kollaborationen der Akteur*innen, auf Energieaustauschaktivitäten und einem Gemeinschaftserlebnis als partizipatorische Praxis. In diesen Handlungsräumen gilt es sich zu situieren, zu verschieben, sich selbst in Relation zu anderen Akteur*innen zu setzen und die sozialen und energetischen Bemühungen in eine künstlerische Produktion zu überführen. Wir benötigen ein anderes Selbst- Verständnis. Eine sozial induzierte Vorstellung davon, was eine Produktion sein kann.
1 Das Terrestrische Manifest, Bruno Latour, 2018.
2 Agentieller Realismus. Karen Barad, 2012.
2027@marsalive.com
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